2023


Das vergangene Vereinsjahr 2023 war nach der Corona-Pandemie weitestgehend wieder von Normalität geprägt. Da jedoch die Ansteckungsgefahr mit COVID-19 weiter besteht, versagten sich einige ältere Mitglieder zu ihrem großen Bedauern ihre Teilnahme an den monatlichen Veranstaltungen. In der Pandemiezeit wurde uns bewußt, dass der Verein, die monatlichen Zusammenkünfte und der Austausch den Mitgliedern auch persönlich wichtig ist.
Unser Verein hat heute 33 Mitglieder. 2023 konnten wir als neue Mitglieder die ehemalige Geschichtslehrerin Frau Elke Bohn (Aufnahme 31.Januar), den Germanisten und Historiker Herrn Dr. Adrian Robanus (28.Februar) und schließlich am 28.März den Gubener Verleger Herrn Andreas Peter begrüßen. Mit den neuen Mitgliedern hat unser Verein mehr als jemals zuvor Mitglieder.
Nun zu den Monatssitzungen. Sie fanden, bis auf die Sitzung im Dezember, alle in der Informations- und Gedenkstätte, Collegienstraße 10, statt. Zur Hauptversammlung am 31.Januar 2023 wurden die Mitglieder schriftlich per Mail bzw. telefonisch eingeladen. Des Weiteren sandte der Vorsitzende eine Presseinformation an die MOZ (erschienen am 28.Januar im Stadtboten). Die MOZ informierte zwei Mal über die geplante Veranstaltung. Im öffentlichen Teil war geplant, einen von Frau Katharina Schmidt, Multimedia Reporterin Brandenburg der Märkischen Oderzeitung bei Herrn Detlef Beyer in Bad Zwischenahn entdeckten 8mm-Film über Frankfurt in den Jahren 1937 und 1938 zu zeigen. Zu dieser Versammlung fanden sich 70 Interessierte ein, zu viel für den kleinen Vortragsraum der Gedenk- und Informationsstätte. Wegen Überfüllung musste der Raum vor dem regulären Beginn der öffentlichen Veranstaltung geschlossen werden. Die draußen wartenden Interessierten wurden informiert, dass die Filmvorführung kurzfristig wiederholt wird. Die zusätzliche Information an die noch draußen wartenden Vereinsmitglieder, im Arbeitsraum des Leiters der Gedenkstätte bis zum Beginn der Jahreshauptversammlung zu warten, wurde nicht von allen aufgenommen, so dass einige wenige Mitglieder das Haus verließen.
Mit 52 Teilnehmern – unter Ihnen auch Frau Katharina Schmidt und Herrn Detlef Beyer – begann die Jahreshauptversammlung. Bei der Begrüßung überreichte Herr Beyer dem Vorsitzenden den Originalfilm, er war gern der Bitte von Herrn Targiel gefolgt, den Film dem Frankfurter Stadtarchiv zu überlassen (der Film wurde am 21.Februar dem Stadtarchiv übergeben). Auch unserer Verein stellt hier diesen Film in leicht reduzierter Qualität zur Ansicht bereit.
 

Digitale Fassung des 8mm Films über Frankfurt (Oder) um 1935.

Als kleinen Dank erhielt Herr Beyer eine Kopie seiner von seinen Eltern in der Frankfurter Oder-Zeitung am 22.Mai 1933 aufgegebenen Geburtsanzeige. Anschließend gratulierte der Vorsitzende unserem Vereinsmitglied Herrn Lothar Meyer zu seinem 80. Geburtstag und überreichte ihm eine kleine Publikation zu den Frankfurter Oberbürgermeistern. Danach gab Herr Targiel eine thematische Einführung in die Entstehungs- und Überlieferungsgeschichte des Filmes und sprach zur Geschichte der Frankfurter Unternehmerfamilien Zäpke (Drogerie Zäpke) und Beyer (C. Schilde Nachfolger). Nach diesen einleitenden Worten wurde der digitalisierte Film vorgeführt. Nach der Vorführung schilderte Herr Beyer den Werdegang seiner Familie nach 1945 und berichtete aus einer eigenen Lebensgeschichte. Die folgende Diskussion rankte sich besonders um die Frankfurter Jüdenstraße und ihre Zerstörung im Jahr 1945. Nach der Diskussion und dem Versprechen einer Wiederholung der Filmvorführung verabschiedete der Vorsitzende die Gäste. Die versprochene Wiederholung des Vortrages und der Filmvorführung fand am 14.02. in der Gedenkstätte mit 17 Besuchern statt (sh. Mitt.1/23, S. 6-18).

Aufführung des digitalisierten 8mm Filmes.

Nach einer kurzen Pause versammelten 17 Mitglieder (darunter zwei, welche draußen ausharrten) sowie Frau Bohn im Vortragsraum zur Hauptversammlung. Im ersten Tagesordnungspunkt informierte der Vorsitzende über das von Herrn Tassilo Hofmann aus Dippoldiswalde erarbeitete Zinngießer-Projekt, einer deutschlandweiten Erfassung der Zinngießer und seiner Bitte um Mitarbeit zur Erfassung der brandenburgischen Zinngießer.
Nach diesem Punkt traten die Mitglieder in die Tagesordnung ein und nahmen Frau Elke Bohn, langjährige, jetzt pensionierte Frankfurter Geschichtslehrerin, einstimmig als neues Mitglied auf. Danach verlas der Vorsitzende den Rechenschaftsbericht zum 2. Halbjahr 2022. Der vorgetragene Bericht wurde ohne eine Diskussion einstimmig angenommen (sh. Mitt.1/23, S. 2-5). Als nächsten Punkt der Tagesordnung verlas Schatzmeisterin Frau Dr. Vera Kliemann den Kassenbericht zum 2. Hj. 2022. Im Anschluss daran gab Herr Lothar Meyer den Bericht der Kassenprüfer. Die Revision durch die Kassenprüfer, die Herren Wolfgang Brisch und Lothar Meyer, am 23.Januar ergab keine Beanstandung. Die Kassenprüfer bestätigen die Ordnungsmäßigkeit der Kassenführung, die ordnungsgemäße Führung der Einnahmen und Ausgaben sowie die Verwendung der Mittel ausschließlich im Sinne der Satzung (§ 6). Die Mitglieder beschlossen darauf mit 18 Stimmen einstimmig den Kassenbericht und den Bericht der Kassenprüfer. Mit diesen Beschlüssen wurde dem Vorstand für das Vereinsjahr 2022 Entlastung erteilt.
Im Punkt zur Behandlung von säumigen Beitragszahlern wurde bei 15 Ja-, 1 Nein- Stimme und 2 Enthaltungen beschlossen, dass wie bisher alle Beitragsschuldner mit der Gewährung einer Frist bis März gemahnt, zugleich aber auch informiert werden, dass bei Beitragsschulden von 5 Jahren der Ausschluss erfolgt. Da seitens der Schatzmeisterin bei vorjährigen Mahnungen nicht über den Ausschluss bei Rückständen von 5 Jahren Beitrag informiert wurde, konnte 2023 nicht über Ausschluss säumiger Mitglieder beschlossen werden. Das Problem wurde auf 2024 vertagt.
Zu Höhe des künftigen Beitrages folgte die Versammlung einstimmig dem Vorschlag des Vorstandes und beschloss den Beitrag in der bisherigen Höhe. Er wird weiter erhoben wie folgt: 25 € Vollzahler / 12,50 € Ruheständler, Arbeitslose, Auszubildende, Schüler, Studenten. Zum Abschluss der Sitzung beschlossen die Teilnehmer einstimmig den mit zwei Ergänzungen (Vorträge der Herren Lothar Meyer und Joachim Schneider) vom Vorstand vorgelegten Entwurf des Vortragsplans für 2023. Der Vortrag von Herrn Meyer wird statt des im Entwurf vorgesehenen Vortrages von Herrn Targiel aufgenommen. Sein ursprünglich für Februar vorgesehener Vortrag („Zur Geschichte des Historischen Verein für Heimatkunde und zum Beginn des neuen Historischen Verein zu Frankfurt (Oder) e. V.“) wurde als Reserve für den Ausfall eines monatlichen Vortrages 2023 bestimmt, da er dazu nicht benötigt wurde, wird er für die Sitzung am 26. März 2025 (35. Jahrestag unseres Vereins) geplant. Der Vortrag von Herrn Schneider wurde als zweiter Vortrag in der März- Sitzung in den Plan aufgenommen.
 


Bei der Februarsitzung (28.Februar) in der Gedenkstätte waren 22 Besucher (darunter 18 Mitglieder) anwesend. Den Vortrag hielt Vereinsmitglied Lothar Meyer. Er sprach in einem reich bebilderten Vortrag, über die Deutung der Inschriften auf den Königlich-Sächsischen Postdistanzsäulen (sh. Mitt.1/23, S. 19-25).
 

Vereinsmitglied Herr Lothar Meyer bei seinemVortrag über Postdistanzsäulen.

Im anschließenden Informationsteil verwies Herr Targiel noch einmal auf die neue Internet- und Mailadresse des Historischen Vereins (www.hvffo.de; info@hvffo.de), informierte über die Sommerführung am 6. Juni und anderes, Herr Horst Voigt berichtete vom erfreulichen Baufortschritt des sog. Kießlinghauses und Herr Dr. Schieck schilderte die für Herrn Detlef Beyer bei seinem Frankfurter Aufenthalt organisierte Stadtführung. Nach einer kurzen Pause traten die Mitglieder zu einem nichtöffentlichen Sitzungsteil zusammen und beschlossen einstimmig die Aufnahme des Historikers Dr. Adrian Robanus als neues Vereinsmitglied. Dr. Robanus, seit 2021 wissenschaftlicher Mitarbeiter im Kleistmuseum und Kurator der zu dieser Zeit im Kleistmuseum gezeigten Ausstellung „Leben, Liebe, Glück – Wir und Kleist?!“ stellte in Aussicht, im Verein Vorträge über Heinrich von Kleist und dessen Umfeld zu halten.
 


Am 28. März fand in der Gedenkstätte die nächste Sitzung statt. Unter den 24 Teilnehmern (13 Mitglieder) war auch Frau Gundula Riebe, die Stieftochter des Buchbindermeisters und Kunsthandwerkers Walter Spiegel. Sie stand unserem Mitglied Herrn Tino Scheuner hilfreich zur Seite, als er über die Buchbinderei Walter Spiegel für seinen Vortrag recherchierte, den er an diesem Abend hielt.

Herrn Tino Scheuner bei seinem Vortrag über die Buchbinderei Walter Spiegel.

Sein Vortrag über die 1949 gegründete und seit 2009 von Frau Riebe als Inhaberin fortgeführte Firma ist inzwischen gedruckt (sh. Mitt.1/23, S. 26-31). Als zweiter Referent des Abends gab Herr Joachim Schneider in einem Vortrag eine Ergänzung zu seinem vor einem Jahr gehaltenen Beitrag über Halbleiter und das Frankfurter Halbleiterwerk.

Herr Joachim Schneider referiert über das Halbleiterwerk Frankfurt (Oder).

Als Bauleiter war er 1966 am Entstehen des ersten Reinstraumes des Halbleiterwerkes beteiligt. Sein Vortrag beinhaltete so auch die drei Reinsträume des Werkes (zuerst Haus 5, 1969 Haus 7, 1984 Haus 33) und den 1989 (erneut) im Haus 5 vorbereiteten Reinstraum (noch unveröffentlicht). Den Vorträgen folgte ein nichtöffentlicher Versammlungsteil, in dem die Mitglieder einstimmig den ehemaligen Lehrer und heutigen Verleger (Inhaber des Niederlausitzer Verlages Guben) Herrn Andreas Peter aus Guben als neues Mitglied aufnahmen.
 


In der Maisitzung (30. Mai) mit 31 Teilnehmern (18 Mitglieder) sprach Stadtarchäologe Christian Matthes über historische Kelleranlagen in Frankfurt – Kenntnisse, Erhaltung und Sicherung. In seinem eigentlich schon für 2022 geplante und wegen Corona verschobene Vortrag sprach Herr Matthes über die Entstehung der Stadt und die Zerstörungen und gab dann einen Überblick über die Ausgrabungen seit den 1950er Jahren. Dabei stellte der Referent die Ausgrabungen detailliert vor, wobei er die von ihm fotografierten Fundstellen in 3D-Grafik zum einstigen Aussehen ergänzte (Vortrag noch ungedruckt).

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Stadtarchäologe Christian Matthes erläutert die historischen Kelleranlagen in Frankfurt..

Danach wurde über konkrete Keller (wie die der sog. Sieben Raben) und das Fundregal des Landes diskutiert. Anschließend stellte Verleger Andreas Peter das neu von seinem Verlag als Reprint herausgegebene Buch von Felix Plage „Die Einnahme der Stadt Frankfurt a. d. Oder durch Gustav Adolph, König von Schweden am 3. April 1631“ vor. Im Anhang des Buches wurde eine Kurzbiographie des Autors (von R.-R. Targiel) und zeitgenössische Bildwerke aufgenommen.
 


In der folgenden Sommerpause konnte unser Verein zum zweiten Mal die Ausgrabungsstätte in der Carl-Philipp-Emanuel-Bach-Straße besuchen. Am 6. Juni führte Grabungsleiterin Frau Dr. Genesis sieben Mitglieder und zwei Gäste durch den westlichen Teil der archäologischen Grabungsstätte. Als Dank für die lehrreiche und zugleich kurzweilige Führung überreichte Herr Dr. Tschäpe im Auftrag des Vorstandes Frau Dr. Genesis ein Jahrbuch des Museums Viadrina (mit einem Bericht zu den Ausgrabungen beim Museum Viadrina von Vereinskollegin Dr. Vera Kliemann).


Nach der Sommerpause fand die nächste Vereinssitzung am 26.September statt. Vor über 18 Teilnehmern (13 Mitglieder) sprach Vorstandsmitglied, Restaurator Bernhard Klemm über die Geschichte des Frankfurter St. Josefsheims. Das katholische Waisenhaus unter Leitung von einem Konvent der Karmelitinnen vom Göttlichen Herzen existierte von 1917 bis 1977.

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Vorstandsmitglied Restaurator Bernhard Klemm bei seinem Vortrag über das St. Josefsheim.

1921 war das erworbene frühere Ballhaus Wilhelmslust in der Leipziger Straße 39 die Heimstätte dieser Fürsorgeeinrichtung (sh. demnächst Mitt. H. 2/23).


Zur Sitzung am 24. Oktober kamen 18 Interessierte (12 Mitglieder) in die Gedenkstätte und zum Vortrag von Vorstandsmitglied Horst Voigt über den Stadtrat Dr. jur. Bruno Müller (1889-1968). Jener war von 1918 bis 1926 beim Frankfurter Magistrat beschäftigt, zuerst als wissenschaftlicher Hilfsarbeiter, dann als Stadtrat. Er war maßgebend an der politischen und wirtschaftlichen Ausrichtung der Stadt nach dem Ersten Weltkrieg beteiligt. Von ihm stammt – nach Dr. Müller eigener Angabe – der oft gebrauchte Begriff der „Hauptstadt der mittleren Ostmark“, als die sich die Stadt seit Anfang der 1920er Jahre zu profilieren suchte (sh. demnächst Mitt. H. 2/23).

 


In der Novembersitzung (21. November) mit 22 Teilnehmern (14 Mitglieder) erinnerte das Vereinsmitglied Dr. Konrad Tschäpe an die Ermordung des Arbeiters Walter Korsing vor 90 Jahren. Der am 19. Juni 1933 von drei SA-Leuten erschossene Walter Korsing, Mitglied der SPD und des Reichsbanners, war das erste Opfer des NS-Terrors in unserer Stadt (Vortrag noch ungedruckt).

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Vereinsmitglied Dr. Konrad Tschäpe referiert im ersten Teil über Walter Korsing.

Der auf der Basis der im Brandenburgischen Landeshauptarchiv in Potsdam überlieferten Untersuchungsakte gehaltene Vortrag ist Teil eines vom Referenten erarbeiteten größeren Aufsatzes. Anschließend sprach das Vereinsmitglied Wolfgang Buwert über einige Personen der Frankfurter Führungselite aus Frankfurt in der NS-Zeit. Im ersten Teil des auf zwei Teile konzipierten Vortrages (Teil 2 2024) skizzierte der Referent anhand von Archivauskünften und erhaltener privater Mitteilungen die Biographien von Regierungspräsident Heinrich Refardt, Stadtbauinspektor beim Frankfurter Magistrat und Kreisleiter der NSDAP Hubert Kalz und Polizeidirektor Walter Bachmann.

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Vereinsmitglied Wolfgang Buwert spricht über Mitglieder der NS-Führungselite aus Frankfurt (Oder).

 Wie der Referent betonte, war allen gemein war, dass ihr hoher Bildungsstand sie nicht davon abhielt, willfährige Werkzeuge eines verbrecherischen Systems zu werden (noch ungedruckt).



Im Dezember, zur traditionellen vorweihnachtlichen Zusammenkunft, kamen am 6. Dezember 16 Mitglieder, z. Teil mit Ihren Ehepartnern, in das Hauptgebäude des Museums Viadrina. Nach der Besichtigung der Spieleausstellung trafen wir uns in „Uromas Küche“, wo der Stellv. Vereinsvorsitzende Herr Dr. Martin Schieck schon alles vorbereitet hatte. Zu Beginn ließ Vereinsmitglied Peter Hellert ein von ihm restauriertes mechanisches Musikinstrument des Museums, hergestellt 1915 bei der Kalliope-Musikwerke AG Leipzig, erklingen.

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Vereinsmitglied Peter Hellert  nimmt das von ihm selbst restaurierte Kalliope in Betrieb.

Anschließend stellte der Vereinsvorsitzende den am 5. September 2023 abgeschlossenen Depositialvertrag mit dem Stadtarchiv (zur periodischen Übergabe von Vereinsunterlagen an das Archiv) vor.

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Gemütliches Beisammensein bei Punsch und weihnachtlichem Naschwerk.

Bei Punsch und Pfefferkuchen sowie Selbstgebackenen von Frau Sigrid Koppe wurde dann rege diskutiert, wobei die dabei vom Vorsitzenden aufgeworfene Frage, ob künftig die Monatssitzungen noch anders gestaltet werden können, zumeist verneint wurde.