2019


Das Vereinsjahr begann mit der Jahreshauptversammlung am 29. Januar 2019. Da neben der eigentlichen Geschäftssitzung ein neues Geschichtsprojekt diskutiert werden sollte, war die Versammlung insgesamt als nichtöffentliche Sitzung geplant. Durch eine irrtümliche Medieninformation waren neben 18 Mitgliedern auch vier Gäste anwesend. Am Beginn der Sitzung gedachten die Mitglieder des im Vorjahr verstorbenen Mitgliedes, Herrn Dr. med. habil. Klaus Eichler. Der vom Vorsitzenden, Herrn OA Ralf-Rüdiger Targiel verlesene Nachruf ist veröffentlicht im Mitteilungs-Heft 1/2019.
In der nachfolgenden Diskussion des Projektes zum Erforschung der Geschichte des Damm-Friedhofes stellte der Vorsitzende das Projekt vor. Es wurde vorgeschlagen, auf der Grundlage einer zeitgenössischen Karte mit den Nummern der Erbbegräbnisse sowie den dazugehörigen Registern der Erbbegräbnisse aus dem Stadtarchiv alle Erbbegräbnisse namentlich zu bestimmen und nach weiteren Recherchen ein biografisches Lexikon der Inhaber der Begräbnisstätten zu erstellen. Zu näheren Darstellung des Vorhabens stellte Herr Eckard Reiß die von ihm bestimmten 56 Stellen einer Mauerseite vor und verglich sie mit der heutigen Mauer auf dem Kommunalfriedhof in Słubice. Die einst dort begrabenen Frankfurter – so die Mitglieder der Familie Harttung, weiter Fleischermeister Schubert Erbbegräbnisstelle Nr. 29 und Oberpfarrer Wohlfahrt Nr. 30 – wurden in der Folge biografisch dargestellt. Das Projekt wurde zustimmend diskutiert, wobei gleiches auch zum Frankfurter Hauptfriedhof angeregt wurde. Da sich am Ende aber nur drei Mitglieder bereit erklärten, sich am Projekt zu beteiligen, wurde seitens des Vorstandes beschlossen, das Projekt nicht durchzuführen.
Der Diskussion schloss sich der Informationsteil an. Darin stellte der Vorsitzende den an das Stadtarchiv gelangten Nachlass der Familie des einstigen Oberbürgermeisters Richter im Original vor. Anschließen gab Herr Targiel einige neue Literaturempfehlungen (Reichsbahndirektion Osten, Bernoulli, 2018 Gedankenstriche –Journal des Kleistmuseums, Die Mark Brandenburg Heft 111, MOZ-Stadtarchiv Film „Frankfurter Filmschätze 1990-2015“) sowie einen kurzen Bericht zum Stand der sich immer mehr verzögernden Arbeiten am neuen Archivgebäude.


An der Februar-Sitzung (26. Februar) nahmen 12 Mitglieder und 20 Gäste teil. Als erster Referent sprach Herr Targiel über die Einführung des Rathäuslichen Reglements vor 300 Jahren (siehe H. 2/19).

Der Vereinsvorsitzende Herr OA Targiel spricht über das Rathäusliche Reglement.

 

Es folgte Herr Schneider mit seinen Ausführungen zur Entstehung und Wandlung der Frankfurter Kriegsgräberstätten. Zum Abschluss der Sitzung erinnerte Herr Dr. Martin Schieck an den einst am Museum Viadrina angestellten Musiker Berol Kaiser-Reka und die von ihm betreute Musikinstrumentensammlung. Dazu wurde ein mit großem Interesse aufgenommener Film seiner Abschiedsvorstellung gezeigt.

Vorführung des Films über den Musiker Berol Kaiser-Reka.

Im nachfolgenden nichtöffentlichen Teil der Sitzung votierten die anwesenden 12 Mitglieder für die Aufnahme von Frau Sigrid Koppe als neues Vereinsmitglied.


Auf der Sitzung am 26. März sprach Herr Horst Voigt abendfüllend vor 14 Mitgliedern und 18 Gästen zu dem am 13. April 1866 in Frankfurt geborenen Max Jackier (1866-1929). Der spätere Miteigentümer des am Markt gelegenen Hauses Bischofstr. 17 war unbesoldeter Stadtrat und kaufmännischer Geschäftsführer der Siedlungsgesellschaft „Ostmark GmbH“ (siehe H. 2/2019).


Vereinsmitglied Herr Horst Voigt beim Vortrag über Max Jackier.


An der am 30. April stattfindenden Sitzung nahmen 11 Mitglieder und 10 Gäste teil. Als Vortragender konnte der damalige Mitarbeiter der städtischen Denkmalpflege, der Kunsthistoriker Jens Eschrich gewonnen werden.

Gastvortrag von Kunsthistoriker Jens Eschrich über den Altar der Hohenwalder Kirche.

Er sprach über den im Jahre 1610 geschaffenen Altar der Hohenwalder Kirche und seinen Stifter Ehrentreich von Röbel. In seinem Vortrag erläuterte der Referent den Altar in seinen Bestandteilen, führte weitere tatsächliche bzw. angenommene Stiftungen auf (z. B. Friedersdorf, Rüdersdorf) und stellte die Familie des Stifters vor.

Der Altar der evangelischen Kirche in Hohenwalde bei Frankfurt (Oder).
Quelle: Beitrag im Mitteilungsblatt des "Förderkreis Alte Kirchen Berlin-Brandenburg e.V." von Uwe Donath.

Ehrentreich von Röbel (gestorben 1630) und seine Ehefrau Anna (gest. 1642) wurden in der Berliner St. Marienkirche beerdigt, wo sich noch heute das Epitaph für ihn und seine Frau im nördlichen Seitenschiff befindet. Da der Referent sein Vortragsmanuskript noch nicht an die Redaktion gab, konnte der Vortrag bislang leider noch nicht veröffentlicht werden. Der Vorstand wird sich um den Erhalt des Manuskriptes bemühen.
Im Informationsteil sprach neben anderen Herr Voigt über vier Plastiken am Gebäude der Deutschen Staatsoper Berlin. Die Karyatiden schuf Prof. Felix Kupsch. Sie schmückten das Haus bis zu seiner Zerstörung durch Brandbomben im Jahr 1941. Herr Voigt ergänzte damit seinen im Vorjahr gehaltenen Vortrag über den Berliner Bildhauer, der einst – im Umfeld von Martin Kießling – auch für Frankfurt gearbeitet hatte.


In der letzten Sitzung vor der Sommerpause am 28. Mai sprachen vor 13 Mitgliedern und 17 Gästen die Herren Bernhard Klemm und Horst Voigt über die von Martin Kießling geschaffene Häusergruppe in der Leipziger Straße. Das Ensemble ist heute, obwohl es nur ein Werk Kießling ist, als „Kießling-Haus“ bekannt. Die Referenten beschäftigten sich nicht nur mit der Geschichte des Hauses und seinem Verfall, sie informierten auch darüber, dass das Haus durch einen Frankfurter Investor eine Zukunft haben kann (Heft 1/2020).

Die Vereinsmitglieder Bernhard Klemm und Horst Voigt beim Vortrag über Martin Kießling.

Im Informationsteil sprach Herr Schneider erneut zum Problem der Frankfurter Kriegsgräberstätten. Anschließend verlas der Vorsitzende einen Brief von Frau Martina Krafzik. Die Frankfurterin hatte sich am 13. Februar an den Vorstand mit der Bitte gewandt, sie bei ihrem Bemühen um den Erhalt des heute noch in Goepelstraße stehenden, 1943 errichteten Mastes für ein nicht realisierten O-Bus-Verkehr zu unterstützen. Die Mitglieder stimmten dem zu. Um Frau Krafzik bei ihren weiteren Bemühungen gegenüber der Unteren Denkmalbehörde zu unterstützen wandte sich der Vorsitzende brieflich an den Leiter der städtischen Denkmalpflege, Herrn Ulrich Dinse. Zum Abschluss des Informationsteiles verlas der Vorsitzende einen Brief vom Ltd. Regierungsdirektor a. D. Jörg Braun aus München. Als Beauftragter der Marine-Offiziers-Messe München erbat Herr Braun Unterstützung für den Erhalt der auf dem Waldfriedhof von München befindlichen Grabstätte des Großadmirals Alfred von Tirpitz. Wenn der Verein sich wegen seiner nur geringen finanziellen Möglichkeiten nicht an der Finanzierung der Grabstätte des einstigen Ehrenbürgers der Stadt Frankfurt (Oder) beteiligen kann, so wurden die Vereinsmitglieder aufgerufen, sich nach Möglichkeit mit einer Spende daran zu beteiligen.


Am 24. September trafen sich 14 Mitglieder und 7 Gäste zur ersten Sitzung nach der Sommerpause. Am Beginn der Sitzung ehrten die Mitglieder das am 19. Juni verstorbene Mitglied Helmut Hirthe durch eine Schweigeminute (Nachruf H. 1/2020). Im Vortragsteil sprach als erster Referent Herr Klemm über den „Erdbeerkrieg“ und das Jahr 1919 in Frankfurt (H. 1/2020). Danach sprach der Vorsitzende, Herr Targiel über die Gebrüder Humboldt als Studenten in Frankfurt – anlässlich des 250. Geburtstages Alexander von Humboldts (H. 1/2020).

Zeichnung der Gebrüder (Alexander von Humboldt links, Wilhelm von Humboldt rechts; Quelle: Internet).

Im Vortrag wurde vorgeschlagen, eine Gedenktafel für die Gebrüder Humboldt zu errichten. Im Informationsteil stellte der Vorsitzende die am 11. September am Haus Forststraße angebrachte neue Gedenktafel für Anton von Werner vor. Die 1993 von unserem Verein in Gemeinschaft mit dem Stadtarchiv organisierte Tafel war um 2009, einer Zeit umfänglicher Metalldiebstähle in unserer Stadt, verschwunden. Die nach dem ursprünglichen Bild neu geschaffene Tafel wurde von der Frankfurter Wohnungswirtschaft GmbH bezahlt, wofür dem Geschäftsführer der Wowi, Herrn Jan Eckardt gedankt wird.


An der nächsten Sitzung am 29. Oktober nahmen 13 Mitglieder und 18 Gäste teil. Zuerst sprach der Berliner Sammler Lutz Fahron über das Schicksal des 1892 in Frankfurt als Sohn eines Zoll- Hauptamtdieners geborenen Max Franke, seinem Großvater. Anhand von Dokumenten, Fotografien und Auszeichnungen wurde dessen Lebensweg dargestellt. Max Franke arbeitete nach einer Kaufmannslehre als Handlungsgehilfe. 1911 begann dann seine Militärzeit als Einjährig Freiwilliger in dem in Frankfurt stationierten Kgl. Telegraphenbataillon Nr. 2. Nach seiner Militärzeit besaß die Familie ein Haus in der späteren Rudolf-Frantz-Straße (Nr. 2), wo er ab 1926 einen Kolonialwarenladen betrieb. 1944 wurde er im Truppensonderdienst als Stabsintendant d. R. (Hauptmann der Verwaltungslaufbahn) in den aktiven Dienst eingezogen. Infolge seiner Tätigkeit im Frankfurter Ersatzverpflegungsmagazin schloss das private Lebensmittelgeschäft. Max Franke verließ am 22. April 1945, unmittelbar nach Aufhebung des Festungscharakters, Frankfurt (Oder). Ende April / Anfang Mai im Kessel von Halbe schwer verwundet, verstarb er am 8. Mai 1945, am letzten Tag des Krieges.

Gastredner Herr Lutz Fahron beim Vortrag über seinen Großvater Max Franke.


Als zweiter Referent sprach Herr Lothar Meyer. Das Vereinsmitglied gab zuerst einem Überblick über die Poststraßen vom 17. bis 18. Jahrhundert und berichtete dann über die nach 1803 eingetretenen Veränderungen im Streckenverlauf der Poststraßen im Nahbereich von Frankfurt (Oder). Die Veröffentlichung des Beitrages wird im Heft 2/2020 unserer Mitteilungen erfolgen.
 

Vereinsmitglied Herr Meyer spricht über die Poststraßen um Frankfurt (Oder).
 

Im Informationsteil berichtete Herr Schneider von der beim Tiefbauamt gebildeten Arbeitsgruppe zu den Kriegsgräberstätten (siehe unten). Der Vorsitzende Herr Targiel berichtete über den Plan, wegen der vorgeschlagenen Humboldt- Gedenktafel einen Brief an die Präsidentin der Europa-Universität Viadrina zu schreiben. Zum Abschluss informierte der Stellv. Vorsitzende Herr Dr. Schieck in seiner Eigenschaft als Leiter des Museums Viadrina über die für 2020 vorbereitete Ausstellung zum Jahr 1945. Er rief die Vereinsmitglieder auf, sich daran zu beteiligen.


An der nächsten Sitzung, die am 26. November stattfand, nahmen 12 Mitglieder und 12 Gäste teil. Als erster sprach Herr Dr. Michael Eichler. Er stellte die letzte größere Arbeit seines verstorbenen Vaters, Herrn OMR Dr. Klaus Eichler vor. Klaus Eichler hatte im Jahr 2014, anlässlich des vor 100 Jahren begonnenen Ersten Weltkrieges, eine Publikation zur Wiederherstellung des Kriegsgefangenenfriedhofes des Ersten Weltkrieges in Frankfurt erarbeitet. An der Schaffung der heute geschützten Anlage war sein Vater maßgeblich beteiligt. Auf Grundlage dieser Publikation hielt der Referent einen reich bebilderten und auch mit Drohnenaufnahmen ergänzten Vortrag zur Wiederherstellung des Friedhofes, auf dem etwa 600, vor allem russische Kriegsgefangene bestattet wurden.

Drohnenaufnahme des Kriegsgefangenfriedhofs des Ersten Weltkrieges (Februar 2019),
im Hintergrund Frankfurt (Oder) OT Gronenfelde.

Als zweiter Referent sprach Herr Voigt über die Luftraumbeobachtung der deutschen Wehrmacht am Beispiel von Frankfurt (Oder) und Umgebung. Insbesondere stellte der Referent die Flugmeldeposten auf dem Görschberg bei Lebus sowie auf dem Mühlberg bei Kunersdorf vor. Wie ein solcher Meldepunkt aussah, konnte anhand des von Herr Hunger aus Lebus zur Verfügung gestellten Modells Görschberg erläutert werden. Die Meldungen der Posten ermöglichten es der im Gebäude der Frankfurter Gaststätte „Deutsches Heim“, Gubener Str. 20, untergebrachten Luftschutzwarnzentrale, die Bevölkerung vor dem Anflug feindlicher Flugzeuge zu warnen. Dem Vortragsteil schloss sich ein nichtöffentlicher Teil an, bei dem die anwesenden Mitglieder einstimmig die Aufnahme von Herrn Peter Hellert aus Wulkow als Mitglied unseres Vereins beschlossen.
 


Die Dezembersitzung sollte eigentlich schon im neuen Gebäude des Stadtarchivs stattfinden. Leider war das infolge der Bauverzögerung nicht möglich. Von Herrn Dr. Schieck organisiert, trafen sich am 17. Dezember 15 Teilnehmer (11 Mitglieder) im Hauptgebäude des Museums. Der Abend begann mit einem Rundgang durch die Ausstellung „Weihnacht ABC“. Die für die Ausstellung verantwortliche wissenschaftliche Mitarbeiterin des Museums Frau Dr. Sonja Michaels hatte die Führung übernommen.

Von Frau Dr. Michaels geführter weihnachtlicher Museumsrundgang.

Auf besonderes Interesse stießen beim Rundgang die Frankfurter Spuren im DEFA-Märchenfilm „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“, die Beteiligungen von Berol Kaiser-Reka und Ulrich Junghans.

Momentaufnahme des mit durch die Reka- Sammlung ausgestatteten Orchesters aus dem
 bekannten Märchenfilm "Drei Haselnüsse für Aschenbrödel" mit dem Meister selbst (links).

Danach traf man sich zur geselligen Runde in „Uromas Küche“ im Museum. Dabei informierte Herr Dr. Schieck über Neuerwerbungen, darunter eine von der Frankfurter Firma Teschner & Collath gefertigte Pistole. Bei Pfefferkuchen und einem Glas Glühwein endete die letzte Sitzung des Jahres.