2018


Das Vereinsjahr 2018 begann mit der Jahreshauptversammlung am 30. Januar im Stadtarchiv.

Im öffentlichen Teil der Veranstaltung hielt ein Gastreferent, Herr Polizeihauptkommissar Ralf Sommer, Beelitz, einen Vortrag „Bedeutsam über Frankfurt hinaus – Zur Geschichte der Gewehr- und Patronenfabrik G. Teschner & Co, Wilhelm Collath“. Der Referent, der sich seit mehr als drei Jahren mit dieser weit über Deutschland hinaus bekannten Fabrik beschäftigte, stellte mit seinem reichhaltig bebilderten Vortrag pünktlich zum 180jährigen Jubiläum der Firma (25. Febr. 2018) seine Forschungsergebnisse vor.

Unser Gast, Polizeihauptkommissar Ralf Sommer (Beelitz), berichtet über
die Frankfurter "Gewehr- und Patronenfabrik G. Teschner & Co, Wilhelm Collath".

Dabei berührte er nicht nur die eigentliche Firmengeschichte, die mit dem am 17. Febr. 1818 in Lübbenau geborenen Johann Gottlieb Teschner begann und aufgrund der zahlreichen Patente der Inhaber sehr bedeutsam war, sondern berichtete auch über mittelbar mit der Firma in Verbindung stehende Institutionen wie die Staatliche Beschuß- Anstalt für Prüfung und Stempelung der Läufe und Verschlüsse von Handfeuerwaffen, die zuerst auf dem Fabrikgelände Crossenerstr. 18 war.

Die Anwesenden konnten einige Original- Exponate in Augenschein nehmen.

Nach dem interessanten Vortrag folgte der nichtöffentliche Teil der Jahreshauptversammlung, wie üblich mit Rechenschaftsbericht über das Vereinsjahr 2017, Kassensturz und der Planung des Vereinslebens für das begonnene Jahr.


Die öffentliche Vereinssitzung am 27. Februar im Stadtarchiv wurde vom stellv. Vereinsvorsitzenden Herrn Dr. Martin Schieck geleitet.

Auf dem Programm stand der Vortrag des russischen Historikers und Professors an der Akademie der Militärwissenschaften in Moskau, Herr Prof. Dr. Vladimir Vsevolodov, Krasnogorsk, „`Russische Tage` in Frankfurt an der Oder 1945-1949: Alltag im Spiegel von Dokumenten aus russischen Archiven“. Das Vereinsmitglied Herr Wolfgang Buwert verlas den am 6. November 2017 auf einer gemeinsam mit unserem Verein organisierten Tagung an der Europa-Universität Viadrina gehaltenen Vortrag, der zahlreiche bisher hier unbekannte Fakten enthielt.

Vereinsmitglied Herr Wolfgang Buwert beim Vortrag.

Anschließend schilderte Herr Buwert seine Kontakte zu Prof. Vsevolodov und erweiterte den Vortrag durch eigene Anmerkungen, Korrekturen und Ergänzungen.


Die Märzsitzung fand am 27. im Stadtarchiv statt. 22 Personen, darunter 12 Mitglieder waren anwesend. Als erster sprach Herr Horst Voigt über den Berliner Bildhauer Professor Felix Kupsch (1883-1969). Im Rahmen seiner Vorträge über den die Stadt prägenden Architekten Martin Kießling stellte der Referent nach seinem Vortrag über Kurt Dittebrand mit Kupsch einen weiteren Künstler aus Kießlings Umfeld in Frankfurt vor. Der Architekt hatte 1922 Kupsch mit der Schaffung eines Großteiles der bauplastischen Teile seiner Bauten beauftragt. In seinem Vortrag skizzierte Herr Voigt Leben und Werk von Felix Kupsch, sowie seine Arbeiten für Frankfurt und (auch auf Grund der bei ihm vorhandenen Briefe von und an Martin Kießling) seine Verbindungen zum Architekten Kießling.

Vereinsmitglied Herr Horst Voigt referiert über  den Bildhauer Professor Felix Kupsch.

Zum Abschluss präsentierte er eine von Felix Kupsch geschaffene Gipsbüste, die drei Töchter Kießling darstellend, die er aus Kießlings Nachlass erhalten hatte und die sich heute im Depot des Museums Viadrina befindet.
Danach sprach der Vereinsvorsitzende Herr Ralf-Rüdiger Targiel über den Hofrat Professor Johann Sigismund Gottfried Huth, der am 28. Februar vor 200 Jahren verstarb. Prof. Huth wurde 1789 an die Universität Frankfurt berufen und verblieb hier mehr als zehn Jahre. Unter anderem verdanken wir ihm den Begriff „Telephon“.


Am 24. April fand die April- Sitzung im Museum Viadrina statt. Vereinsmitglied Lothar Meyer sprach im ersten Beitrag über „100 Jahre Datenverarbeitung unter besonderer Betrachtung der Entwicklung des Datenverarbeitungszentrums in Frankfurt (Oder)“. In einem ausführlichen Beitrag umriss er die Geschichte der maschinellen Verarbeitung von Daten bis ins digitale Zeitalter. Neben der technischen Entwicklung stand die Ansiedlung und Erweiterung des DVZ Frankfurt im Fokus der Referenten.

Vereinsmitglied Herr Lothar Meyer spricht über 100 Jahre Datenverarbeitung.


Unter den Gästen waren zahlreiche ehemalige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Frankfurter DVZ, die nicht nur mit großem Interesse den Ausführungen von Herrn Meyer folgten, sondern sich auch an der anschließenden regen Diskussion beteiligten.
Im zweiten Beitrag konnte Vereinsmitglied Herr Joachim Schneider den Anwesenden in seinem Beitrag über „Werder bei Frankfurt (Oder)“ so manche unbekannte Information zu einstmals vorhandenen und jetzigen Inseln und Halbinseln in der Oder geben. Sehr anschaulich waren die gezeigten Karten, die dazu eigens von ihm bearbeitet worden waren.

Vereinsmitglied Herr Joachim Schneider referiert über Werder bei Frankfurt (Oder).


Herr Bernhard Klemm berichtete insbesondere aus denkmalpflegerischer Sicht im Informationsteil zum Baugeschehen in der Gubener Str. 8/9.

Vereinsmitglied Herr Bernhard Klemm berichtet über das Baugeschehen in der Gubener Str. 8/9.

 

Herr Horst Voigt brachte in Ergänzung seines Referates aus der vorhergehenden Sitzung weitere interessante Details zum Bildhauer Kupsch.
Zum Abschluss der Sitzung präsentierte Frau Dr. Sonja Michaels vom Museum Viadrina einen vom Museum erworbenen Fayencekrug der Frankfurter Manufaktur von Carl Heinrich.

Frau Dr. Sonja Michaels präsentiert die Neuerwerbung des Museums.


Die Sitzung am 29. Mai fand im Museum Viadrina statt.

Im Hauptbeitrag referierte Vereinsmitglied Lothar Meyer über „Ein Jahrhundert Funktechnik in Frankfurt (Oder) – die spektakuläre Entwicklung vom analogen Betriebsfunk bis zum digitalen Bündel- und Mobilfunk in Frankfurt (Oder)". In seinem sehr ausführlichen und mit vielen technischen Details versehenen Vortrag brachte der Referent dieses spezielle Thema den Anwesenden näher.

Vereinsmitglied Herr Lothar Meyer referiert über lokale Besonderheiten bei der Entwicklung der Funktechik.


Anlässlich des 175. Todestages von Karl Heinrich Endell (1776-1843) sprach Dr. Martin Schieck über das Wirken des Frankfurter Oberbürgermeisters von 1810 bis 1816. Die historische Einordnung der Amtszeit Endells in die „Franzosenzeit“ bildete den Schwerpunkt seiner Ausführungen.

Der stellv. Vereinsvorsitzende Herr Dr. Martin Schieck beim Vortrag über Karl Heinrich Endell.

Die Anwesenden bestaunten den silbernen, vergoldeten Deckelpokal, den die „dankbare Frankfurter Bürgerschaft“ ihrem 1816 aus dem Amt scheidenden Oberbürgermeister überreichte. Diesen Pokal konnte das Museum vor einigen Jahren auf einer Auktion ersteigern und wieder nach Frankfurt (Oder) zurückholen.


Im Informationsteil berichtete Herr Dr. Schieck über eine besondere Jagdwaffe der Frankfurter Gewehrfabrik Teschner & Co. Wilhelm Collath, Söhne, die kurzzeitig im Internet angeboten worden war. Die Besonderheit dieses Drillings besteht in einer aus Aluminiumguss hergestellten Basküle (enthält die Teile des Schlosses, nimmt das Laufbündel auf, verriegelt dieses und verbindet es mit dem Hinterschaft). Damit sollte die Waffe leichter werden und besser handhabbar gemacht werden.


Die ursprünglich für den 25. September geplante erste öffentliche Sitzung nach der Sommerpause musste aus terminlichen Gründen verschoben werden. Sie fand eine Woche später, am 2. Oktober statt.

An diesem Vereinsabend sprach der Vereinsvorsitzende Herr Ralf-Rüdiger Targiel über die Stadt Frankfurt als Mitglied des alten hansischen Bundes und der Hanse der Neuzeit. In seinem Vortrag „Frankfurt in der alten und neuen Hanse“ ging es auch um die Frage, ab wann die Mitgliedschaft der Stadt im alten Hansebund als sicher anzusehen ist. In seinem Vortrag sprach sich der Referent aus quellenkritischen Gründen gegen eine frühe Mitgliedschaft aus und sah Frankfurt in der frühen Zeit eher als Mittler zwischen dem hansischen und dem nicht-hansischen Wirtschaftsraum. Mit Sicherheit ist die Mitgliedschaft der Stadt ab 1430 anzusehen. Im zweiten Teil seines Vortrages sprach Herr Targiel, als einstiger Frankfurter Hansebotschafter, über die Mitgliedschaft der Stadt Frankfurt (Oder) in der „Neuen Hanse“ ab 1993. Es wurde ein Film über die Beteiligung der Stadt am Hansetag in Bergen / Norwegen 1996 gezeigt und an den 23. Internationalen Hansetag der Neuzeit in unserer Stadt im Jubiläumsjahr 2003 erinnert.

Der Vereinsvorsitzende Herr OA Ralf-Rüdiger Targiel spricht über Frankfurt (Oder) und die Hanse

Dem Vortrag folgte der umfangreiche Informationsteil. Dabei stellte der Vorsitzende neue stadt- und landeshistorische Literatur vor.  Anschließend berichtete er zum Stand des Umbaus der Bürgerschule zum neuen Stadtarchiv, stellte den neuen historischen Archivkalender für 2019 „Alt-Frankfurt a. O. aus der Luft“ vor und informierte über die bevorstehende Eröffnung des Coworking Space „Blok O“ im ehemaligen Kinderkaufhaus und das dazu vom Stadtarchiv ausgeliehenen Bild von Gerhard Goßmann. Zum Abschluss zeigte Herr Targiel Fotografien einer Schmucktasse mit dem Bild des einstigen Wohnhauses  des späteren Großadmiral Alfred von Tirpitz Halbe Stadt 11.


Zur eigentlichen Oktobersitzung am 30.10. im Museum Viadrina standen zwei Vorträge auf dem Programm.

Als erster sprach Herr Jörg Lüderitz zum Thema „Vom Neumark-Vertriebenen zum Frankfurter Bürger. Rückblicke auf die Zeit um 1945 sowie Erinnerungen an Frankfurt seit 1954“. Der sehr stark von seinen autobiografischen Erinnerungen geprägte Vortrag machte die Geschichte der Neumark und Frankfurts aus der sehr persönlichen Sicht des Referenten erlebbar.

Der Gastreferent Herr Jörg Lüderitz bei seinem Vortrag.

Einen Einblick in das Buch- und Verlagswesen lieferte Herr Lüderitz an Hand seiner Ausbildung und Tätigkeit als Buchhändler, u. a. in der Frankfurter Buchhandlung „Ulrich von Hutten“.
 

Vereinsmitglied Roland Semik brachte den Zuhörern die Tätigkeit von Vereinen in der einstigen Frankfurter Dammvorstadt und dem nach 1945 entstandenen Slubice näher. Erstaunt waren einige Anwesende über die Vielfalt der Vereinstätigkeit in Slubice und sowohl über deren Veränderungen, als auch in der Kontinuität im Verlauf der geschichtlichen Entwicklung.

Vereinsmitglied Herr Roland Semik berichtet über die Vereinstätigkeit auf der östlichen Seite der Oder.


Im mittlerweile fast obligatorischen Informationsteil berichtete Herr Dr. Schieck wiederum von einem außergewöhnlichen Jagdgewehr der Frankfurt Gewehrfabrik. Ein großkalibriger Doppelbockdrilling war auf einer Münchener Auktion aufgetaucht. Neben dem außerordentlichen Kaliber war der äußere Schmuck, der nicht wie bei hiesigen Jagdgewehren üblich heimische Tiere wie Reh, Hirsch oder Wildschwein zeigt, sondern Tiger und Wasserbüffel darstellte, beeindruckend.
Die Sitzung schloss mit der Neuaufnahme von Herrn Michael Hofmann aus Frankfurt (Oder) ab.


Die Sitzung am 27. November fand in der Gedenkstätte des Museums, Collegienstraße 10 statt. Als Hauptredner berichtete das Vereinsmitglied Herr Karl- Konrad Tschäpe über die von ihm geleitete Gedenk- und Dokumentationsstätte „Opfer politischer Gewaltherrschaft“ des Museums Viadrina. Herr Tschäpe stellte zu dem Thema der Verfolgung besonders in Frankfurt während der NS- Zeit, sowie Nachkriegs- und DDR- Zeit erschienene Literatur vor und berichtete vom Aufbau der Gedenkstätte, sowie den Plänen zur eventuellen künftigen Ausgestaltung der Gedenkstätte (Unterbringung der Ausstellung in einer neuerbauten „Baracke“ im Hof der Gedenkstätte/Musikschule Collegienstraße 10).
Im Anschluss sprach Herr Ralf- Rüdiger Targiel über einen anonymen Brief, der das Stadtarchiv am 12. April 1990 erreichte. Mit diesem Brief informierte ein uns unbekannter Frankfurter ausführlich über die Lagersituation 1945. Nach seinen Ausführungen übergab Herr Targiel den Originalbrief als Dauerleihgabe an die Gedenkstätte.
Im Informationsteil stellte der Vereinsvorsitzende Herr Targiel wieder neue regionalgeschichtliche Literatur vor. Anschließend berichtete er über den Fortschritt beim neuen Archiv- Bau, dessen Übergabe an das Stadtarchiv jetzt für Ende April 2019 geplant ist.
Zum Abschluss des Vereinsabends führte Herr Tschäpe durch die von ihm gestaltete, kurz zuvor neu eröffnete Ausstellung.


Vereinsmitglied Herr Tschäpe führt durch die Austellung in der Gedenkstätte.

 


Der letzte Vereinsabend fand am 18. Dezember im Hauptgebäude des Museums statt. Vortrag, Ausstellungsbesuch und Jahresausklang bei Pfefferkuchen und Glühwein, so das Programm der Dezembersitzung, an der 13 Mitglieder und 12 Gäste teilgenommen haben. Am Beginn stand der Vortrag von Herrn Professor Dr.-Ing. Matthias Kröger, Technische Universität Bergakademie Freiberg unter dem Titel „Knack die Schale – nicht den Kern“. Neben Wissenswertem und Neuerungen im Zusammenhang mit dem Knacken von Nüssen stand die Forschung zu Macadamia- Nüssen bzw. zum Knacken derselben im Mittelpunkt der Ausführungen.

Herrn Professor Dr.-Ing. Matthias Kröger bei seinem Vortrag zu dem weihnachtlichen Thema.

 

Auf großes Interesse stieß der Prototyp der am Lehrstuhl von Prof. Kröger entwickelten Maschine, mit der Macadamia- Kerne beim Knacken fast immer ganz bleiben. Verschiedene Nussknacker, von denen so mancher den meisten unbekannt waren, konnten dann im Zusammenhang mit der Besichtigung der Weihnachtsausstellung des Museums ausprobiert werden. Bei Gesprächen, Pfefferkuchen und Glühwein klang der Abend aus.