2014


Das Vereinsjahr begann mit der Jahreshauptversammlung am 28. Januar 2014 im Stadtarchiv. Im Auftrag des Vorstandes hatte dazu der Stellv. Vereinsvorsitzende Herr Ralf-Rüdiger Targiel mit einer Pressemitteilung vom 22. Januar eingeladen. An der Sitzung nahmen 16 Vereinsmitglieder und 7 Gäste teil. Im öffentlichen Teil setzte das Vereinsmitglied Herr Dr. Horst Engelke seine Vorträge zur Frankfurter Schulgeschichte fort, diesmal sprach er zur Entwicklung der Frankfurter oberen Schulen nach 1813. In seinem Vortrag skizzierte er insbesondere die Entwicklung des Staatlichen Friedrichsgymnasiums, zeitweilig die einzige obere Schule, der städtischen Oberschule in ihrem Ausbau zum Realgymnasium sowie der Staatlichen Heinrich- von- Kleist- Schule.

Vereinsmitglied Dr. Horst Engelke bei der Fortsetzung seiner Vortragsreihe über das Frankfurter Schulwesen.

Im Anschluß an diesen Vortrag fand im nichtöffentlichen Teil die Jahreshauptversammlung des Vereins statt.


Die Februarsitzung fand am 25. 2. statt. Im öffentlichen Teil sprach Herr Schneider über das Entstehen der Dammvorstadtkaserne 1935. Anhand einer dem Stadtarchiv von Frau H. Nolte aus Hamburg übereigneten Fotochronik aus dem Besitz ihres Patenonkels, dem Regierungs- und Baurat Otto Heidenreich, skizzierte Herr Schneider die Entwicklungsgeschichte vom ersten Kasernenbau an dieser Stelle in der Dammvorstadt bis zur Errichtung der im Oktober 1935 von der Panzerabwehrabteilung 3 bezogenen Kaserne. (Vgl. Mitteilungen Heft 2/ 2014, S. 5-11).


Die nächste öffentliche Sitzung fand am 9. März, ein Sonntag, statt wie üblich ein Dienstag, im Stadtarchiv statt. Zusammen mit dem Historischen Verein führte das Stadtarchiv den „7. Tag der Archive“ durch. An diesem Tag wurde die Ausstellung „Als ´entartet´1937 aus dem Rathaus vertrieben – Die Berlin-Tzschetzschnower Malerin Elfriede Thum (1886-1952)“ eröffnet, die Ausstellung zur Geschichte des Amateur- Film- Centrums  Frankfurt (Oder) 1963-1990 – mit Filmvorführung „Die Campingschlampe“ – war zu besichtigen und schließlich konnten die Mitglieder einen Blick in das Magazin mit den historischen Standesamtsregistern sowie in den Benutzerbereich werfen.


Am 29. April fand die nächste Sitzung im Stadtarchiv statt. Es waren 13 Mitglieder und 19 Gäste anwesend. Am Beginn der Sitzung musste der Vorstand informieren, dass Herr Prof. Dr. Lotter, auswärtiges Mitglie des Vereins seit 1995, am 9. April in Kassel verstorben war. Prof. Lotter, der seine Jugend in Frankfurt verbrachte, war eines der profiliertesten Mitglieder unseres Vereins. Nach einer Schweigeminute verlas der Vorsitzende einen ausführlichen Nachruf, der auch in der Presse und unseren Mitteilungen veröffentlicht wurde (vgl. Mitteilungen Heft 2/2014, S. 24f.). Nach dem Gedenken an unser verstorbenes Mitglied traten die Mitglieder in die geplante Tagesordnung ein. Als erste Beitrag sahen die Anwesenden das vom Frankfurter Amateurfilm-Zentrum Frankfurt (Oder) 1978 produzierte „Journal der Freundschaft“ Nr. 3. Künftig soll als erster Beitrag der monatlichen Sitzungen jeweils, gleich ob sie im Stadtarchiv oder im Museum stattfinden, ein vom Frankfurter Amateur-Film-Centrum produziertes Filmmagazin mit Beiträgen aus dem einstigen Bezirk Frankfurt (Oder) gezeigt werden. Als nächstes sprach der als Gast aus Guben angereiste Autor und Leiter des Niederlausitzer Verlages Herr Andreas Peter. Er stellte mit Wort und Büchertisch die in seinem Verlag bisher erschienenen geschichtlichen Publikationen und Nachdrucke zur Region, darunter auch Frankfurter Karten und Max Pohlandts (Pseudonym: Max Viadrus) 1927 herausgebrachtes Buch „Lebuser Sagen und Geschichten“ vor.



Herr Andreas Peter stellt seine geschichtlichen Publikationen vor.
 

Als Hauptredner des Abends sprach Obering. Dipl.-Ing. (FH) Wolfgang Prietsch aus Berlin zur Geschichte der Hiag- Werke. Für seinen Beitrag über die einst in der Küstriner Straße gelegene Holzverkohlungs-Industrie AG Konstanz, Zweigniederlassung Frankfurt (Oder) bis zu seiner Schließung im Jahr 1954 hatte der Referent vorab in mehreren Archiven, darunter auch im Frankfurter Stadtarchiv recherchiert. Sein Beitrag „Der VEB Hiag-Werke in Frankfurt (Oder). Ein Beitrag zur Frankfurter Industriegeschichte“ ist veröffentlicht in Mitteilungen, Heft 2/ 2014, S. 26-44.

Obering. Dipl.-Ing. (FH) Wolfgang Prietsch aus Berlin referiert zur Geschichte der Hiag-Werke.

 


Die Sitzung am 27. Mai fand im Museum statt. Es waren 13 Mitglieder und 5 Gäste anwesend. Der vom Stellv. Vorsitzenden Herrn Dr. Schieck in seinem Haus eröffneten und geleiteten Sitzung begann im öffentlichen Teil mit der Vorführung der 1978 entstandenen Nr. 4 des „Journals der Freundschaft“. Anschließend referierte Herr Dr. K. Eichler zum Wirken von Medizinprofessor Carl August Wilhelm Berends in Frankfurt, Breslau und Berlin anlässlich dessen 260. Geburtstages. Als Hauptredner hielt Herr Dr. Schieck einen Vortrag „Zwischen guter Nachbarschaft und Streit – die Universität und Stadt Frankfurt im 17. Jahrhundert“. In seinem Vortrag sprach der Referent über die Probleme bei der Ausgestaltung der Rechtsbeziehungen zwischen der Stadt und Universität, die sich aus der jeweils eigenen Jurisdiktion von Hochschule und Kommune ergaben. Zum Abschluss des langen Vereinsabends sprach der Stadt- und Kirchenführer Herr Rainer Schulz über die Glocken von St. Marien – über die alte Mittelglocke, die jetzt den Namen „Maria“ erhalten hat, neu gegossene große Glocke „Osanna“,  sowie die beiden neuen Glocken „Hedwig“ und „Adalbert“.

Audioabspielen: 12:00 Uhr Mittagsglockenschlag von St.Marien.

 


Die erste Sitzung nach  der Sommerpause fand auf Vorschlag des Vereinsmitglieds Herr Ralf Loock am 30. September im Frankfurter Brauhaus statt. Da eigentlich die räumlichen Bedingungen im Brauhaus nur eine begrenzte Personenzahl von 30 Personen zuließen, bat der Vorstand durch entsprechende Presseinformationen bis zum 2. September um namentliche Voranmeldungen. Es ist der Brauerei zu danken, dass dann durch einen anderen Vortragsraum in der Brauerei allen 45 Interessierten, darunter sieben Vereinsmitgliedern, die Teilnahme ermöglicht wurde. Unter den Teilnehmern waren auch sieben Bürger aus Słubice, für die unser Mitglied Herr Roland Semik am Tisch dolmetschte.

Der Historische Verein trifft sich im Frankfurter Brauhaus.

Wegen der großen Teilnehmerzahl konnte zwar die geplante Werksführung nicht durchgeführt werden, dafür schildete der Brauerei- Direktor für Vertrieb, Marketing und Logistik Herrn Götz Ziaja in seiner Einführung anschaulich die Geschichte und Produktpalette der Frankfurter Brauerei, die heute mit 3 Millionen Hektolitern Bier der neuntgrößte Brauerei-Einzelstandort Deutschland ist. Dabei stellten Herr Ziaja und Braumeisterin Frau Hockun den Anwesenden auch das neue „Edle Festbier“ vor.

Vorstellung des Brauhauses durch Frau Hockun, Herrn Ziaja und Herrn Grzonka (v.l.n.r.).

Nach der umfänglichen Einführung sprach das Vereinsmitglied Herr Dr.-Ing. Fritz Grzonka zur Geschichte des Frankfurter Brauereiwesens. Herr Dr. Grzonka, selbst ein Braufachmann, der einst lange Jahre in der Frankfurter Brauerei an verantwortlicher Stelle gearbeitet hatte, spannte dabei den Bogen vom Ursprung des Bieres bis hin zum Frankfurter Brauwesen im Mittelalter und der Neuzeit.


Die Oktobersitzung fand am 21.10. im Stadtarchiv statt. Es waren 24 Teilnehmer, darunter 10 Gäste anwesend. Kurz vor Eröffnung der Sitzung erfuhr der Vorsitzende vom Tod des auswärtigen Mitglieds Günter Haß aus Bremen, am 7. September in Königslutter verstorben. Die Anwesenden ehrten den Verstorbenen durch eine Schweigeminute. Eine ausführliche Würdigung sollte der nächsten Sitzung vorbehalten bleiben. Das abendliche Programm begann wie üblich mit einer weiteren Ausgabe des AFC „Journals der Freundschaft“ (Nr. 6/ 1978). Die Filmvorführung brachte unter anderem ein Wiedersehen mit dem noch heute in Frankfurt bekannten einstigen Museumsmitarbeiter Herr Berol Kaiser-Reka und der Musikinstrumentensammlung im Museum Viadrina. Die weiteren Vorträge beschäftigten sich thematisch mit der Zeit des Ersten Weltkrieges, dessen Beginn sich zum 100. Mal im vorigen Jahr jährte.

Frankfurter Oderzeitung vom 1. August 1914 mit Hinweis auf bevorstehende Mobilmachung (Quelle Stadtarchiv Ffo.).

Als erster Referent sprach Herr Targiel zum Leben in der Stadt während des Ersten Weltkrieges, über die Zeit von der begeisterten Aufnahme der Verkündung des Kriegszustandes am 31. Juli 1914 auf Frankfurts Marktplatz, die erste amtliche Verlustliste in der Frankfurter Oder-Zeitung am 25. Aug. 1914, über die sich im Lauf des Krieges ständig verstärkende Not in der Stadt bis zur Situation nach Kriegsende. Als zweiter Referent sprach Herr Dr. K. Eichler über Frankfurts Lazarette während des Ersten Weltkrieges. Durch Auswertung von verschiedenen Postkartensammlungen (unter anderem Stadtarchiv und Herrn Klemm) und Akten des Lutherstift und Stadtarchivs gab der Referent einen Überblick über die staatlich organisierte sog. Freiwillige Krankenpflege. Im Bereich des 3. Armeekorps standen am Anfang des Krieges 41 staatliche Reservelazarette, ein Festungslazarett, 86 Vereinslazarette und 33 Genesungsheime zu Verfügung. Im Bereich der Stadt Frankfurt die Reservelazarette I – III mit den ihnen zugeteilten mehr als 15 Lazaretten. (Veröffentlichung noch ausstehend). Zum Abschluss des überreichlich angefüllten Abends stellte Herr Targiel als knapp kommentierte Diaschau ein im Archivbestand überliefertes  dreibändiges Fotoalbum zum Kriegsgefangenenlager Frankfurt 1914 bis 1918 vor. Das Originalalbum konnte an diesem Abend besichtigt werden.


Die nächste Sitzung konnte am 18. November im Stadtarchiv durchgeführt werden. Das Programm begann mit dem Gedenken an unser verstorbenes Mitglied, dem Bremer Schiffsmakler Günter Haß. Herr Targiel verlas einen im Auftrag des Vorstandes erarbeiteten Nachruf, zu dem der Vorstand vom Sohn des Verstorbenen, Herrn Christian Haß, zahlreiche Informationen erhalten hatte (veröffentlicht in den Mitteilungen, Heft 1/2015). Der Nachruf, vorab als Pressemitteilung vom Verein herausgegeben, wurde in der Märkischen Oderzeitung, im Blickpunkt und im Oderlandspiegel veröffentlicht. Im Anschluss verlas Herr Targiel Auszüge aus dem unserem Verein vom Sohn zur Verfügung gestellten, von Günter Hass ab dem 16. Januar 1945 geführten Tagebuch. Der Vorstand plant, mit Ergänzungen unseres Mitgliedes Herrn Schneider, eine Veröffentlichung dieses Tagebuches in unseren Mitteilungen.
Wie gewohnt folgte als erster Sitzungspunkt eine weitere Folge der Reihe „Journal der Freundschaft“ (Nr. 7/ 1978, unter anderem zum Weihnachtsmarkt in Frankfurt). Anschließend sprach das Mitglied Herr Reiß über „Die Oderübergänge der Roten Armee als Ersatz für die im April 1945 gesprengte Oderbrücke“. (veröffentlicht in Mitteilungen, Heft 2/ 2014, S. 19-23). Anlass seines Vortrages über die drei Behelfsbrücken war ein im Stadtarchiv vorhandenes Foto von Walter Fricke, welches er durch die darauf entdeckte Pontonbrücke auf die Zeit bald nach Mai 1945 datierte.


Vereinsmitglied Herr Reiß spricht zu den Oderübergängen nach dem 2. Weltkrieg.

Als Hauptreferent sprach erstmalig im Verein das Mitglied Herr Ralf Springsguth über die Geschichte der Märkischen Maschinenbauanstalt „Teutonia“ GmbH, Beeskower Str. 11/12. Sein Vortrag basierte auf umfangreiche Recherchen in Archiven, Bibliotheken und Museen in ganz Deutschland, in Wien und London. Durch seinen, mit tatkräftiger Unterstützung durch seine Frau Annette Springsguth gehaltenen Vortrag bekamen die Zuhörer einen detailreichen Überblick über die Werksgeschichte bis zum Jahr 1940. Ein Höhepunkt des Vortrages war die praktische Vorführung einer jüngst vom Museum Viadrina erworbenen, für die Verarbeitung von Ziegenmilch gedachten originalen „Titania Separator“ aus den 1930er Jahren.

Vereinsmitglied Herr RSpringsguth demonstriert  die Funktion des Separators.

Der öffentliche Teil des Abends schloss mit der Vorstellung von neuer historischen Schriften zur Region (unter anderem über die „Märkische Post“ in Frankfurt).


Die letzte Sitzung des Jahres 2014 fand wieder, wie in den letzten Jahren gewohnt, im Museum statt. Von Herrn Dr. Schieck organisiert und geleitet trafen sich am 16. Dezember 15 Mitglieder im Museum zur Führung durch die Weihnachtsausstellung des Museums „Es war einmal … Die wundervolle Welt der Märchen“. Die Kuratorin dieser deutsch-polnischen Ausstellung, Frau Dipl.-Kunsthist. Elisabeth Hammann-Labitzke führte sachkundig durch die Ausstellung. Im Anschluss trafen sich die Mitglieder zu einer geselligen weihnachtlichen Diskussionsrunde bei Glühwein.

Gemütliche Runde nach dem Besuch der Weihnachtsausstellung des Museums Viadrina.