2012


Die Jahreshauptversammlung fand am 31. Januar 2012 im Stadtarchiv statt. Anwesend waren 13 Mitglieder und fünf Gäste.

Im öffentlichen Teil sprach Vereinsmitglied, Herr Restaurator Bernhard Klemm, „Zur Baugeschichte des Lutherstiftes“. In dem sehr gut bebilderten Vortrag stellte er die verschiedenen Bauetappen des Lutherstiftes in der heutigen Heinrich-Hildebrandt-Straße vor. Die Keimzelle dieser Einrichtung befand sich jedoch in der Sophienstr. 60. Dank seiner umfangreichen Ansichtskarten- und Fotosammlung konnte der Referent u. a. auch die Kapelle mit dem ursprünglichen Christusbild und weiteren Ausmalungen zeigen.

Diakonissenhaus des Lutherstiftes Frankfurt (Oder).

Im nichtöffentlichen Teil wurde satzungsgemäß das Geschäftsjahr 2011 abgeschlossen, nach Entlastung des alten Vorstandes der neue Vereinsvorstand gewählt und Maßnahmen, Themen und Termine für das neue Geschäftsjahr des Vereins beschlossen.


Die nächste Sitzung fand am 28. Februar wiederum im Stadtarchiv statt, zu der elf Mitglieder und neun Gäste kamen. Vorstandsmitglied, Herr Dr. Martin Schieck, trug einen Aufsatz von unserem ehemaligen Vereinsmitglied, Herrn Dr. Manfred Kalweit, vor. Sein Thema lautete „Die Entwicklung der NS-Bewegung in Frankfurt (Oder)“. Dr. Kalweit stützte sich vor allem auf schriftliche Quellen des Stadtarchivs, insbesondere auf die Frankfurter Oder-Zeitung.

Vorstandsmitglied, Dr. Martin Schieck, beim Vortrag des Aufsatzes von Dr. Kalweit.

In einem weiteren Beitrag stellte Vereinsmitglied, Herr Eckard Reiß, den Dammvorstadt-Verein vor. Ausgangspunkt war ein Artikel zum 50-jährigen Bestehen des Vereins in der Oder-Zeitung, der auf die Erinnerungen einer „Dämmlerin“ basierte (veröffentlicht in H. 2/2011).

Vereinsmitglied, Herr Eckard Reiß, stellt den Dammvorstadt- Verein vor.


Die Sitzung am 27. März 2012 stand ganz im Zeichen des „Friedrich – 300“- Jubiläums. Sie fand deshalb im „Kartoffelhaus“ statt, zu der Seine Majestät, König Friedrich der Große, dargestellt von Herrn Peter Thätner, erschienen war.

Vor 15 Mitgliedern und 32 Gästen sprach der stellvertretende Vereinsvorsitzende, Herr OA Ralf-Rüdiger Targiel, über „Friedrichs Besuche in Frankfurt (Oder)“ (veröffentlicht in H. 1/2012). Der Autor stellte über 70 Besuche des Kronprinzen und späteren preußi­schen König in der Oderstadt fest. U.a. zitierte er aus einem Brief des Kronprinzen an Friedrich Wilhelm von Grumbkow vom 27. Dezember 1731. Darin schrieb Friedrich über seine Eindrücke vom Frankfurt-Besuch am Tag zuvor.

1786 fuhr Friedrich der Große letztmalig von Crossen kommend durch Frankfurt (Oder).

In einem weiteren Beitrag beschäftigte sich Herr OA Targiel mit dem Kartoffelanbau in Frankfurt (Oder) und den Kämmereidörfern (veröffentlicht in H. 1/2012). Dieser Vortrag erklärt auch den Sitzungsort „Kartoffelhaus“.


Seine Majestät, König Friedrich der Große, dargestellt von Herrn Peter Thätner,
 im Frankfurter Katoffelhaus.

Unser Vereinsvorsitzender, Herr Dipl.-Lehrer Wolfgang Buwert,  während einer "Audienz beim Alten Fritz"
wieder im Frankfurter Katoffelhaus.

Ab 1748 begann in unserer Gegend der sehr zögerliche Kartoffelanbau, so dass der König immer wieder neue Erlasse herausgeben musste. Der Kartoffelanbau fing bei uns also nicht erst mit dem sog. „Kartoffelbefehl“ vom 24. März 1756 an, von dem in der Öffentlichkeit immer wieder behauptet wird, dass der preußische König damit den Kartoffelanbau in Brandenburg anordnete und somit hier 1756 der Anbau begann. Diese Ordre galt jedoch nicht für Frankfurt und die Churmark, sondern nur für Schle­sien. Erst nach 1765 setzte sich allmählich der Kartoffelanbau durch. Der Referent stellte anhand von ausgewerteten Akten des Stadtarchivs die Intensität des hiesigen Kartoffelanbaus dar. Danach hatten die Kliestower die größten Erträge. Amüsiert vernahmen die Zuhörer, dass es sogar Versuche gab, die Kartoffel zu Kartoffelkaffee zu verarbeiten.


Am 24. April sprach im Stadtarchiv Herr OA Ralf Rüdiger Targiel vor 16 Mitgliedern und sechs Gästen „Zum 500. Todesjahr des Humanisten Publius Vigilantius Axungia“ (veröffentlicht in H. 1/2012).

Zuvor gedachten die Anwesenden in einer Schweigeminute unseres am 3. April 2012 verstorbenen stellvertretenden Vereinsvorsitzenden, Herrn Jens Kleuckling.

Axungia, eigentlich Georg Schmerlin, wurde 1485 in Straßburg (Elsass) geboren. Er war der Festredner zur Frankfurter Universitätsgründung. Nach Ausführungen zum Leben des Humanisten stellte Herr Targiel im zweiten Teil seines Vortrags den Teil aus Axungias Rede vor, in dem dieser die Stadt Frankfurt (Oder) beschreibt. Er verfasste damit die erste Stadtbeschreibung Frankfurts. Axungia wurde mit nur 27 Jahren bei Wimpfen ermordet.

Danach stellte Herr OA Ralf Rüdiger Targiel sein neues Buch „Frankfurt (Oder) im Spiegel der Fotografien von L. Haase & Co./ Foto-Fricke“ vor (s. H. 1/2012).

Herr Targiel, der sich mehr als sechs Jahre mit dem Atelier Haase/ Fricke beschäftigt hatte, legte mit dem Buch die erste Geschichte des in Berlin 1856 vom Neustrelitzer Kunsthändler Leopold Haase begründeten, von 1890 bis 1999 in Frankfurt (Oder) etab­lierten Fotoateliers vor. Die weit zerstreute Quellenlage hatte dazu geführt, dass das Atelier trotz vieler Innovationen in der Frühzeit der Fotografie in der fotohistorischen Literatur nahezu vergessen war.


In der Mai-Sitzung am 22.05. sprach im Museum Viadrina vor acht Mitgliedern und elf Gästen Vereinsmitglied, Herr OMR Dr. Klaus Eichler, über „Frankfurter Mediziner und Medizineinrichtungen zur Zeit Friedrichs des Großen“. Ausgehend von dem Lazarett innerhalb der Sternschanze, die sich in der Dammvorstadt befand, über das Lazarett zwischen Gubener Mauerstraße und Logenstraße bis hin zum eigentlichen Garnisonslazarett in der damaligen Fürstenwalder Straße spannte der Referent den inhaltlichen und zeitlichen Bogen.


Nach der Sommerpause stand der große Preußenkönig nochmals auf der Tagesordnung. Am 25.09.2012 sprach im Museum Viadrina vor elf Mitgliedern und elf Gästen Herr Dr. Grzegorz Podruczny über „300 Jahre Friedrich II.: Kunersdorf und das europäische Machtgefüge“. Aus polnischer Sicht stellte er Friedrich II. als König, als Architekt und als Kriegsherr vor. Der eigentliche Forschungsschwerpunkt des Referenten, die archäologische Untersuchung des Kunersdorfer Schlachtfeldes von 1759 nahm dabei einen besonderen Platz ein. Dazu zeigte er umfangreiches Bildmaterial. Sechs weitere Forschungssaisons sollen u.a. Aufschluss über Grablagen der Gefallenen bringen (http://www.kunowice1759.pl/de/schlacht-bei-kunersdorf.html).

Friedrich der Große in der Schlacht bei Kunersdorf. Holzstich nach dem Gemälde von C. Biermann.

Der Vortrag von Frau Dr. Alexandra Kankeleit beschäftigte sich mit einem bildlich dargestellten Pferdsprung des Generals Friedrich Wilhelm von Seydlitz in die Oder. Aus­gangspunkt ihres Beitrages war ein Bild des Frankfurter Künstlers Achim Weidner, das dieser einem Freund zum Geburtstag schenkte.

Im Gegensatz zu ihrer Feststellung im Aufsatz „Friedrich Wilhelm Freiherr von Seydlitz-Kurzbach bei seinem Sprung in die Oder?“ im Buch „Gedanken zum Preußenkönig in den Oderstädten Frankfurt und Słubice – Friedrich Fryderyk 300“, „dass der Brückensprung in die Oder tatsächlich stattgefunden hat“, zog die Referentin jetzt das Resümee, dass die verschiedenen Darstellungen keinen eindeutigen Schluss zulassen, wo und ob überhaupt ein solcher Pferdsprung stattgefunden hat. In der Diskussion zu die­sem Beitrag meldete insbesondere Herr Wolfgang Buwert erhebliche Zweifel am Pferdsprung in die Oder an, die er anhand der Auswertung von Ansichten der Oderbrücke belegte.

In einem abschließenden Beitrag beschrieb der Vereinsvorsitzende, Herr Wolfgang Buwert, „Wie Kronprinz Friedrich zu seinem Kammerdiener Fredersdorf kam“ (veröffentlicht in H. 2/2012). Nicht in Küstrin, wie bis heute oftmals publiziert, sondern in Frankfurt (Oder) lernte Kronprinz Friedrich seinen späteren Kammerdiener kennen. Durch umfangreiche quellenkritische Recherchen konnte Herr Buwert einige weitere, häufig falsch mitgeteilte Angaben ausräumen. Zahlreiche Bilder ergänzten den Vortrag.


In der Sitzung am 30. Oktober, wiederum im Museum Viadrina, gedachten die Anwesenden in einer Schweigeminute unseres am 23. September 2012 verstorbenen Mitglieds, Herrn Orthopädieschuhmachermeister Günter Wilke.

Danach referierte Vereinsmitglied, Herr Eckard Reiß, „Zur Geschichte des Filmpalastes in der Frankfurter Dammvorstadt/ Słubice“ (veröffentlicht in H. 2/2012). Anlass für diesen Vortrag war der geplante Abriss des Gebäudes, den auch eine Initiative Słubicer Bürger nicht verhindern konnte und der inzwischen bis auf die denkmalgeschützte Fassade erfolgte. Vom 17. Januar 1925 mit der ersten Filmvorführung mit dem Film „Carlos und Elisabeth“ bis zum Januar 1945 wurden dort deutsche Filme gezeigt. Der Referent vermutet, dass die Vorführtechnik nach Kriegsende von der russischen Besatzungsmacht abgebaut und im Kino „Pobeda“ in Kruses Festsälen in der Leipziger Straße weiter verwendet wurde. Ab 1948 wurde das Filmpalastgebäude als Kino „Piast“ genutzt. Der polnische Schriftzug „PIAST“ wurde aus der vorhandenen deutschen Bechriftung „F I LM P AL AST“ zusammengesetzt.

Anschließend sprach Vereinsmitglied, Herr Dr. Horst Engelke, „Zur Geschichte der Georgenschule“. Der Schulname geht auf die Lage des Gebäudes im Bereich der St. Georg-Gemeinde und deren Genehmigung zurück. Der letzte Schulstandort war seit 1914 das Hauptgebäude der alten Universität Viadrina in der damaligen Richtstraße. Einige Folien, u.a. mit Schüler- und Lehrerzahlen sowie mit der Anzahl der Räume, wurden dazu eingesetzt. Wiederum hat der Autor damit einen Beitrag zur Frankfurter Schulgeschichte geleistet.


Die nächste Sitzung am 20. November fand wiederum im Museum Viadrina statt. Neun Mitglieder und vier Gäste waren zum Vortrag von Herrn Dipl.-Lehrer Wolfgang Buwert gekommen. In einem ersten Teil beschrieb der Referent den Werdegang des späteren Hitler-Attentäters Erwin von Witzleben bis zum Ende des Ersten Weltkrieges. Bisher wurde das Leben dieses Mannes meist nur im unmittelbaren Zusammenhang mit seiner Beteiligung am Hitler-Attentat mitgeteilt. Im Referat beschäftigte sich der Autor ausführlich mit dessen Kindheit- und Jugendzeit. Auf Grund seiner Erziehung und Ausbildung in den Kadettenanstalten von Wahlstatt und Groß Lichterfelde, die in ihrer Methodik sehr kritisch betrachtet wurden, formten sich bei Erwin von Witzleben Verhaltensweisen und Haltungen heraus, die ihm später kritische Sichtweisen und Bewertungen von Ereignissen und handelnden Persönlichkeiten sowie daraus resultierende Handlungen ermöglichten. Auch die einzige Tochter, Frau Edelgarde Reimer, konnte der Verfasser noch befragen. Der Vortrag wurde durch umfangreiches Bildmaterial bereichert.


Am 12. Dezember fand die letzte Sitzung des Vereins im Kalenderjahr statt. Besucht wurde die Weihnachtsausstellung „Jeden Tag ein Türchen auf... Die bunte Welt der Adventskalender“ im Museum Viadrina. Gekommen waren 15 Personen, die an der Führung der wissenschaftlichen Mitarbeiterin des Museums und Kuratorin der Ausstellung, Frau Elisabeth Hammann-Labitzke, teilnahmen. An dieser Ausstellung, die sich mit der Vorweihnachtszeit beschäftigte, haben sich viele Frankfurter mit eigenen Kalendern beteiligt.

Mitglieder des Historischen Vereins beim Besuch der Weihnachtsausstellung im Museum Viadrina.

Schwerpunkt der Weihnachtsausstellung war die Geschichte des Adventskalenders.