2004


Die Jahreshauptversammlung fand am 27. Januar im Stadtarchiv statt, zu der 15 Mitglieder und ein Gast kamen.

Im öffentlichen Teil referierte Vereinsmitglied, Herr Ingenieur Joachim Schneider, über die „Quartiere und Baumaßnahmen der Sowjetarmee in Frankfurt (Oder) (veröffentlicht in H. 1/2004). Erstmals wurde eine Bestandaufnahme der von der Sowjetarmee genutzten bzw. gebauten Gebäude in der Oderstadt vorgelegt. Der Bogen spannte sich von der vorgefundenen Situation 1945 über Baumaßnahmen in- und außerhalb der Kasernenanlagen, die Nutzung des Bahnhofs als Truppenumschlagplatz bis hin zu Wohnbauten im Stadtgebiet. Weitere Hinweise und Ergänzungen gaben die Herren Voigt, Krause und Reiß.

Danach zeigte Vereinsmitglied, Dr. Michael Eichler, einen weiteren Teil der Videodokumentation zu den Exkursionen des Historischen Vereins.


Am 24. Februar sprach im Stadtarchiv Herr OMR Dr. Klaus Eichler in seinem fünften Teil über „Von der Festung zur Lazarettstadt 1945 – 1949“. Vor ca. 30 Anwesenden gab der Referent anhand von mehreren Dias einen weiteren Einblick in die Medizingeschichte der ersten Nachkriegsjahre.

In einem weiteren Beitrag erinnerte Dr. Klaus Eichler an den 55. Todestag von Prof. Dr. August Bier (veröffentlicht in H. 1/2004).


Auf der nächsten Sitzung am 30. März, wiederum im Stadtarchiv, berichtete Herr Dr. Jürgen Pfeiler (Storkow) über die Erlebnisse seines Vaters, die er überschrieb mit „Eine Postanweisung vom 3. April 1945 – letztes Lebenszeichen von Volkssturmmann Ernst Pf. Über persönliche Post als Quelle historischer Forschungen“. Einleitend berichtete Dr. Pfeiler über seine Kindheit und Jugend in Frankfurt (Oder) bis zu seiner Evakuierung am 6. Februar 1945. Vom Vater blieben Karten und Briefe von Februar bis April 1945 erhalten, aus denen der Referent vortrug. Er war Schreiber im Bataillons­stab von Major Kuhrock im Raum Güldendorf. Die vorgetragenen Passagen beinhalteten interessante Informationen zur Festungsgeschichte und persönliche Erlebnisse.

Vereinsmitglied, Herr OA Ralf-Rüdiger Targiel, informierte im Anschluss über die Ausstellung zu Architekt Martin Kießling, über den bevorstehenden Archivtag und über die Absicht, einen Förderverein für das Stadtarchiv gründen zu wollen.


Die Sitzung am 27. April fand im Kurfürstensaal des Museums Viadrina statt, zu der neben 12 Mitgliedern auch acht Gäste erschienen waren. Thema war die Geschichte des Kaisersaales der Aktien-Brauerei, zu dem Vereinsmitglied, Herr Tino Scheuner, zuerst sprach (veröffentlicht in H. 1/2004). Herr Scheuners Ausführungen beruhten auf Recherchen in der im Stadtarchiv vorliegenden Frankfurter Oderzeitung.

Herr Schneider informierte in einer Ergänzung über ehemalige Gebäude auf dem Gelände der Aktien-Brauerei, des späteren Lichtspieltheaters der Jugend. Wesentlich erweitert wurden diese Aussagen durch Vereinsmitglied, Herrn Orthopädie-Schuhmachermeister Günter Wilke, der auf Grund seiner jahrelangen Bauakten-Recherchen im Stadtarchiv die Baugeschichte des Kaisersaales noch weiter präzisieren konnte (beide Beiträge veröffentlicht in H. 1/2004).

Kaisersaal der Frankfurter Aktienbrauerei um 1910 (Foto: MOZ).

Anschließend stellte Vereinsmitglied, Herr Restaurator Bernhard Klemm, in einem DIA-Vortrag „Historische Gasthäuser, Herbergen und Lokalitäten in Frankfurt (Oder)“ vor. Er konnte dabei aus seiner reichhaltigen Ansichtskartensammlung schöpfen.

Zum Abschluss erinnerte Dr. Klaus Eichler an den 245. Geburtstag des Mediziners Dr. Karl August Wilhelm Berends.


 Zur Sitzung am 25. Mai im Museum VIADRINA kamen 26 Personen. Es sprach in einem reich bebilderten Vortrag Vereinsmitglied, Herr Eckard Reiß, über die Geschichte des jüdischen Friedhofes in Frankfurt (Oder). U.a. konnte er auf Quellen aus dem Zentrum Judaicum Berlin zurückgreifen, darunter ein Bericht des letzten Friedhofgärtners Billerbeck. Ausgehend von der Lage dieser Begräbnisstätte und ihrer frühen Nutzung (= eine der ältesten jüdischen Friedhöfe Mitteleuropas) berichtete er über die Verwen­dung der Grabsteine im Słubicer Straßenbau bis zur symbolischen Wiedererrichtung durch die Aufstellung nachgebildeter Grabsteine. Erwähnenswert ist, dass die Stadt Słubice das Friedhofsgelände als jüdisches Eigentum der jüdischen Gemeinde in Sczeczin (Stettin) rückübertrug.

In einem weiteren Tagesordnungspunkt erinnerte Vereinsmitglied, Herr Manfred Krause, an den 245. Todestag von Ewald Christian v. Kleist, der nach der Schlacht von Kunersdorf 1759 seinen Verwundungen in Frankfurt (Oder) erlag.


Nach der Sommerpause fand die nächste Sitzung am 28. September wiederum im Museum VIADRINA statt. Herr Ing. Joachim Schneider, hielt einen Vortrag über die „Geschichte der Frankfurter Ziegeleien im 19. und 20. Jahrhundert“, zu dem 16 Mitglieder und 18 Gäste gekommen waren. Nach einer kurzen Einleitung zur Herstellung von Ziegeln und deren Verwendung sowie zu den Tonvorkommen in Frankfurt ging er zu den ältesten Ziegeleien über. U.a. sprach er über die Ratsziegelei, die in einem Plan von 1738 eingezeichnet war. Die Anzahl der Ziegeleien stieg von fünf im Jahre 1848 auf 17 im Jahre 1882 und zeugte von der regen Bautätigkeit im 19. Jh.. Die meisten der in der Stadt vorkommenden Teiche haben ihren Ursprung in ehemaligen Tongruben dieser Betriebe.


Am 26. Oktober stand ein Vortrag von Vereinsmitglied , Frau Dr. Vera Kliemann, auf der Tagesordnung. Vor 22 Anwesenden sprach sie über „Ausgrabungen im Junkerhaus“. Die unter Leitung der Referentin durchgeführten archäologischen Untersuchungen über den langen Zeitraum der Sanierungen im Junkerhaus erbrachten einige neue, tlw. sensationelle Ergebnisse. Insbesondere sind die Bauphasen der östlich vorgelagerten Gebäudeteile und das Auffinden des einzigen am Originalplatz liegenden Stadtmauerrestes hier zu nennen, ebenso Teile des gepflasterten mittelalterlichen Wehrganges und ein hölzerner Bohlenweg aus dem 13. Jh..


20 Personen hörten am 23. November die interessanten Ausführungen von Herrn Joachim Schneider über „Historische Baumbestände im 19. und 20. Jahrhundert in öffentlichen Anlagen und privaten Gärten Frankfurts“. Mit diesem Beitrag unterstrich der Referent seine vielseitigen Interessen. Er stellte die These auf, dass die Frankfurter historischen Baumbestände wegen des Fehlens einer königlichen Residenz und entsprechender Park- und Gartenanlagen dem Frankfurter Bürgertum zu verdanken sind. Er belegte dies mit der Umgestaltung und Bepflanzung der Wallanlagen zum Bürgerpark, der Aufwertung des Baumbestandes um 1900 und der Anpflanzung „einer Flut“ von fremdländischen Gehölzen in Privatgärten nach 1990. Neben den zahlreichen Dias hatte Herr Schneider auch viele Blätter-, Samen- und Gehölzproben zur Anschauung mitgebracht.


Auf der letzten Sitzung des Jahres 2004 am 14. Dezember, zu der elf Mitglieder und 13 Gäste erschienen, sprach Herr Bernhard Klemm über „Die Schifffahrt auf der Oder im Raum Frankfurt“. Wiederum konnte Herr Klemm viele Bilder aus seiner umfangreichen Ansichtskartensammlung verwenden. Zunächst machte er einige topografische Angaben zur Oder. Dann gab er einen Überblick über die Schiffstypen, die den Fluss befuhren, wonach Ausführungen über Schifferkneipen folgten. Von zahlreichen Besonderheiten konnte er berichten, z.B. von einem Lastkahn des Reeders Klepsch mit Namen „Viadrus“ sowie von den Zeichen an den Schornsteinen der Dampfschiffe, die den Eigner weithin verrieten.

Dampfschifffahrt auf der Oder vor der alten Frankfurter Holzbrücke, Aquarell, H. Mühle, 1876.