2000


Die Jahreshauptversammlung fand am 25.01.2000  im "Ratskeller" des Frankfurter Rathauses statt. Anwesend waren 11 Mitglieder, für eine Jahreshauptversammlung etwas wenig, wenn man dazu bedenkt, dass neben dem Geschäftsbericht ein Vortrag auf der Tagesordnung stand. Vereinsmitglied, Ing. Joachim Schneider, referierte zum Thema „Hugo Sperrle und der Fall Guernica – ein Frankfurter an der Spitze der Legion Condor“. Hugo Sperrle war seit 01. November 1930 als Major, ab 01. Februar 1931 als Oberstleutnant im Regimentsstab des 8. (Preußischen) Infanterie- Regiment in Frankfurt (Oder) tätig. Am 01. Juli 1933 zum Oberst befördert, wurde er am 01. Oktober 1933 zum Kommandeur des Regiments ernannt. Als Generalmajor, später Generalleutnant, kommandierte er 1936/37 die im spanischen Bürgerkrieg eingesetzte Legion Condor. Im Mittelpunkt des Vortrages standen die Ereignisse um die Bombardierung der Stadt Guernica, deren tatsächlichen Verlauf und Berichterstattung der Referent hinterfragte.
Danach brachte Vereinsmitglied Horst Voigt einen kurzen Beitrag mit dem Titel „Am 7.12.1945 verstirbt Alfred Ley in Frankfurt (Oder)“. Der in Arnstadt als Konstrukteur, Rennfahrer und Autofabrikant tätige Alfred Ley wurde 72- jährig im September 1945 von den Roten Armee interniert. Wegen angeblichem Waffenbesitz verurteilt, starb er auf dem Transport in ein sibirisches Arbeitslager am 7.12.1945 in Frankfurt (Oder).
Anschließend trug der Vereinsvorsitzende, Herr Dipl.- Lehrer Wolfgang Buwert, den Bericht über die Tätigkeit des Historischen Vereins zu Frankfurt (Oder) e.V. für das Geschäftsjahr 1999 (veröffentlicht in H. 1/2000) vor. Ihm folgte der Kassenbericht der Schatzmeisterin, Frau Dr. Vera Kliemann, die Kassenprüfer, Herr Manfred Krause und OMR Dr. Klaus Eichler, bestätigten den gegebenen Bericht.
Anschließend trug Herr Krause in humorvoller Weise und in Anspielung auf aktuelle Spendenaffären einen zweiten Kassenbericht vor, der wie folgt lautete:

Den Mitgliedern geb’ ich bekannt, Wir haben, schauen wir mal hin,
die Ordnung in dem Kassenstand, eine gute Schatzmeisterin,
es stehen da in Zahl und Wort, die uns’re Gelder so vertreibt,
wofür die Gelder gingen fort, wie uns’re Satzung es vorschreibt.
für Einnahmen, liegt auf der Hand, Bestätigt mit dem Protokoll,
kein namensloser Spender stand. die Richtigkeit, wie es sein soll.

Rechenschafts- und Kassenbericht wurden von den Mitgliedern einstimmig gebilligt. Dann folgten Neuwahlen, in denen der „alte“ Vorstand bestätigt wurde. Beschlossen wurde außerdem, dass säumige Beitragszahler schriftlich gemahnt werden und dass zwei mehrjährige Nichtzahler aus unserem Verein ausgeschlossen werden. Die Beitragshöhe für 2000 wurde wiederum einstimmig wie folgt festgelegt: Vollzahler zahlen 50,00 DM und Rentner, Ruheständler, Studenten und Arbeitslose 25,00 DM.
Nun folgten Diskussionen zu möglichen Jahresvorhaben und die Sitzungstermine:


Die am 10.02.2000 durchgeführte Sitzung war wieder einmal eine gemeinsame Veranstaltung mit dem Verein der Freunde und Förderer des Museums VIADRINA. Als Referent konnte Prof. Dr. Dr. Ulrich Knefelkamp von der Europa-Universität VIADRINA durch den Museumsverein gewonnen werden. In der Ausstellung des Museums „Mittelalterliche Folterinstrumente“ in der Marienkirche sprach er in der überfüllten Sakristei zum Thema „Hexenprozesse im späten Mittelalter und in der Neuzeit“. Die Veranstaltung fand regen Zuspruch, so dass die Sakristei völlig überfüllt war. Knefelkamps Ziel war es, die Hexenprozesse in den geschichtlichen Kontext des Übergangs vom Mittelalter in die Neuzeit einzuordnen. In der Diskussion spielte der Frankfurter Hexenprozess um die Sottmeierin im Jahre 1723 eine besondere Rolle.


Am 28. März traf sich der Verein im Stadtarchiv, um in einer kleinen Feierstunde das 10- jährige Bestehen unseres Historischen Vereins zu würdigen. Der Vereinsvorsitzende ließ dazu einige besonders denkwürdige Veranstaltungen und Vorträge noch einmal Revue passieren. Dr. Michael Eichler jun., der „Filmarchivar des Vereins“, führte anschließend Videoaufnahmen von den Vereinsexkursionen vor, die so manches Schmunzeln bei den Mitgliedern hervorrief, wenn sie sich in Aufnahmen aus dem Anfang der 90-er Jahre wieder erkannten. Unser Vereinsmitglied Manfred Krause trug zum Jubiläum ein hübsches selbstgefertigtes Gedicht vor.


Die April-Sitzung fand am 27.04. erneut gemeinsam mit dem Museumsverein statt, diesmal in der Gaststätte „Oderspeicher“. Wiederum sprach Prof. Dr. Dr. Knefelkamp. Diesmal hatte er für seinen Vortrag den etwas provozierenden Titel „Gab es Karl den Großen wirklich? – Eine quellenkritische Untersuchung zum frühen Mittelalter“ gewählt, was eine Reaktion auf das, die Existenz des Mittelalters bestreitende Buch „Das gestohlene Mittelalter“ darstellte. Knefelkamp gelang es überzeugend, diese Theorie zu widerlegen.


Dr. Klaus Eichler sen. stellte anschließend das Programm für die Exkursion nach Metzdorf und Wriezen vor. Sie fand am 27. Mai statt, leider jedoch wieder mit mäßiger Mitgliederbeteiligung. U. a. wurde der Friedhof mit der Grabanlage derer von Itzenplitz und die Kirche von Kunersdorf besichtigt. Sie hat die Form der Frankfurter Georgenkirche, nur etwas kleiner.

Exkursion des Historischen Vereins zur Grabanlage in Kunerdorf.


In Wriezen wurde am Grab des japanischen Arztes Dr. Nobotsugu Koyenuma ein Blumengebinde niedergelegt. Zuvor hatte Dr. Eichler sen. die Leistungen des japanischen Arztes in einem kleinen Vortrag im Kunersdorfer Pfarrhaus gewürdigt.


Die Mai- Sitzung fand am 30.05. im Polizeipräsidium in der Nuhnenstraße statt. Das Präsidium nutzt die Gebäude der ehemaligen Horn- Kaserne, die bekanntlich nach Kriegsende als sowjetisches Kriegsgefangenen- Entlassungslager diente. Dr. Klaus Eichler sprach zum Thema „Von der Festung zur Lazarettstadt Frankfurt (Oder)“. Die Anwesenden erhielten einen detaillierten Überblick über die nach Kriegsende als Lazarett genutzten militärischen und zivilen Objekte, zu denen auch ein Lazarett in der Horn- Kaserne gehörte.

                                     Heutige Polizeidirektion (zwischenzeitlich Polizeipräsidium) in der ehemaligen Hornkaserne Frankfurt (Oder).

Ein weiterer Bezug ergab sich durch die „Unvergesslichen Jugenderinnerungen“ von Heinz Küster, der Kriegsgefangener in der Horn- Kaserne war und seine Aufzeichnungen dem Stadtarchiv zur Verfügung gestellt hatte. Der Vereinsvorsitzende las u.a. von den Beerdigungen der Kriegsgefangenen vor, die nach Küsters Erinnerungen in einem bisher nicht georteten Panzergraben bestattet wurden.


Die nächste Vereinssitzung fand am 26. September im Museum VIADRINA statt. Zunächst wurde Herr Herbert Hegen einstimmig als neues Mitglied in den Verein aufgenommen. Daran schloss sich ein Kurzbeitrag von Dr. Klaus Eichler an. Er sprach zum Thema „Prof. Behrens: Vor 185 Jahren übernahm Prof. Behrens die Charité“.

Zeitgenössische Darstellung von Prof. Behrens (Quelle: Repro Stadtarchiv Ffo.).

Den Hauptvortrag an diesem Abend hielt Vereinsmitglied Joachim Schneider. Er referierte über „Standorte der Wehrmacht in Ostbrandenburg“. Anhand von einigen Karten gab er einen umfangreichen Überblick über die Entwicklung der einzelnen Wehrmachtstandorte im ehemaligen Regierungsbezirk Frankfurt (Oder) nach der Gebietsreform von 1938. Es handelt sich vor allem um die Standorte der mit Nr. 3 bezeichneten Divisionen.


Auf der am 24. Oktober im Stadtarchiv stattgefundenen Sitzung wurde ein weiteres Mitglied in den Verein aufgenommen. Herr Dr. Fritz Grzonka erhielt einstimmig die Aufnahmebestätigung.
Referent dieses Abends war Stadtarchivar und stellvertretender Vereinsvorsitzender, Herr OA Ralf- Rüdiger Targiel. Er las vor 19 Anwesenden zunächst aus den Erinnerungen des Frankfurter Polizisten Carl Noack. Dieser wohnte in der Gelben Presse und befand sich während der Festungszeit 1945 in Frankfurt, Wilhelmsplatz 20. Während dieser Zeit hatte der Mann Tagebuch geführt, die durch die ihm zugänglichen Informationen historischen Quellenwert besitzen und in den Vereinsmitteilungen veröffentlicht werden, wofür wir schon jetzt herzlich danken.
Danach stellte Herr Targiel eine Dokumentationsliste zur Festungsgeschichte vor, die der gebürtige Frankfurter Joachim Görtz zusammengestellt und dem Stadtarchiv übergeben hatte.
Als dritten Tagesordnungspunkt machte Herr Targiel die Anwesenden mit Heft 3 der Schriftenreihe des Stadtarchivs, „Die Oberbürgermeister der Stadt Frankfurt (Oder)“, bekannt und übergab jedem ein Exemplar. Damit liegt erstmals in geschlossener Form ein Gesamtüberblick über die Frankfurter Oberbürgermeister vor.


Auf der nächsten Sitzung, die am 21.11.2000 erneut im Stadtarchiv durchgeführt wurde, konnte das dritte neue Mitglied, der gebürtige Frankfurter Eckhard Reiß, einstimmig in den Historischen Verein aufgenommen werden.
Als Gast referierte an diesem Abend Herr Gerd- Ulrich Hermann aus Strausberg zum Thema „Geschichte des 3. Kurmärkischen Landwehrinfanterie- und Landwehrkavallerieregiments – Frankfurter und Lebuser im Befreiungskrieg 1813 – 15“. Mit einigen Folien stellte er sehr umfangreich die Entstehung und den Kampf der Frankfurter und Lebuser gegen die Napoleonische Fremdherrschaft dar. Nachdem am 13.10.1806 die ersten Franzosen im Oderbruch eintrafen, zogen die letzten erst am 03.03.1813 aus Frankfurt (Oder) wieder ab. Über 230 Frankfurter hatten sich freiwillig zum Dienst in den Jägereinheiten gemeldet und 1416 Frankfurter und Lebuser in der Landwehr gedient.


Auf der am 12.12.2000 stattgefundenen Sitzung im Stadtarchiv konnte wiederum ein neues Mitglied einstimmig aufgenommen werden, diesmal Herr Dipl.- Finanzwirt Carsten- Roman Höft.
Erneut war Herr Targiel Referent. Er sprach „Zur Geschichte der Löwenapotheke“. Die Löwenapotheke ist nicht nur eines der wenigen, sondern sogar das älteste erhaltene Bürgerhaus der Innenstadt. In dem bei der ersten Nummerierung mit Nr. 616 geführten Haus befand sich bereits 1796 eine Apotheke. Targiels neueste Forschungen ergaben, dass die Familie des berühmten märkischen Dichters Theodor Fontane diese Apotheke kaufen wollte.

Die Löwenapotheke in Frankfurt (Oder) (Quelle: Eigener Internetauftritt 2020) .

In Zusammenarbeit mit dem jetzigen Inhabern der Löwenapotheke erscheint eine eigenständige Publikation. Anschließend konnten die Anwesenden die Löwenapotheke vor Ort besichtigen. Unter den Ausführungen unseres Vereinsmitgliedes, Herrn Dipl.- Historiker Wolfgang Brisch, Mitarbeiter der Unteren Denkmalschutzbehörde, konnten sich die Teilnehmer ein Bild von den mittelalterlichen Gewölben machen..